Let Me Think!
Design Thinking ist so viel mehr, als beschriftete Post-its an eine Wand zu kleben. Design Thinking strebt danach, die tatsächlichen Probleme auf neuartige Weise zu lösen. Denn gutes Design ist immer zweckgebunden: Form follows function.
Design Thinking wurde bereits in den 80er-Jahren an der Stanford University entwickelt und ist ein methodischer Ansatz mit ursprünglichem Fokus auf die Produktentwicklung. Heute ist er in aller Munde und durch inflationären Einsatz auf Management-Ebene schon fast zu einem Unwort verkommen. Dabei ist Design Thinking viel mehr, als nur mal «interdisziplinär» beschriftete Post-its auf eine Wand zu kleben.
Human-Centered Design – Form Follows Function
Vielmehr strebt Design Thinking danach, die richtigen Probleme auf neuartige Weise zu lösen. Seine Wurzeln reichen zurück bis zur Bauhaus-Bewegung, in der diese Denkweise durch den grossartigen Walter Gropius neu geprägt wurde. Architekten und Designer setzten sich wieder viel stärker mit dem Menschen und seinen Problemen auseinander. Die Lösungen, die dabei entstanden, wurden tatsächlich vorherrschenden Bedürfnissen gerecht. Der Grundsatz «form follows function» wurde zu dieser Zeit durch den amerikanischen Architekten Louis Sullivan geprägt, der sich wiederum auf den römischen Baumeister Marcus Vitruvius Pollio und seine Beständigkeit, Nützlichkeit, Schönheit berief. In ihm kommt die Erkenntnis zum Ausdruck, dass gutes Design immer zweckgebunden ist. Dieselbe Idee findet sich auch im Human-Centered Design (HCD) wieder, das den Menschen und seine Bedürfnisse ins Zentrum des Gestaltungsprozesses stellt.
Das Problem richtig verstehen und die Lösung laufend validieren
Aus dieser Haltung heraus baut Design Thinking vor allem auf zwei Prinzipien auf, die den Prozess atmen lassen: ein genaues Verständnis für das Problem, das es zu lösen gilt, und ein beständiges Überprüfen der Lösung am tatsächlichen Kunden oder Benutzer. Diese zwei Prinzipien werden durch zwei Phasen abgebildet, die den Prozess des Design Thinking definieren:
den «Problemraum», in dem es darum geht, das Problem ganzheitlich und präzise zu verstehen und die Problemstellung möglichst greifbar zu formulieren und
den «Lösungsraum», in dem aus möglichst vielen Lösungsideen zum formulierten Problem eine immer konkretere Lösung erarbeitet und validiert wird.
Diese zwei Phasen öffnen zunächst den Blick weit (Divergieren), um ihn danach schrittweise immer mehr zu fokussieren (Konvergieren). Als Bild dafür wird oft der «doppelte Diamant» verwendet.
Ein klares Verständnis für das Problem ist entscheidend für den Projekterfolg
Die grosse Versuchung in diesem Prozess liegt darin, sich zu früh in die Lösungsfindung zu begeben – sei es aufgrund des Termindrucks oder Budgets oder einfach, um der eigenen Lust an der Gestaltung nachzugeben. Aus unserer Erfahrung rächt es sich jedoch schnell, wenn ein Design-Team Abkürzungen durch den Problemraum nimmt, bevor es das eigentliche Problem wirklich und in seiner Gesamtheit erkannt und verstanden hat. Ein klares Verständnis für das Problem ist entscheidend, um eine Lösung erarbeiten zu können, die dem echten Kunden- und Nutzerbedürfnis entspricht, statt nur auf Annahmen und Innensicht aufzubauen. Und nicht zuletzt gehört dazu natürlich auch ein gutes Fassen der Business-Sicht mit ihren Bedürfnissen zu Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit.
Fazit: Hinschauen, Zuhören, Hinterfragen
Mit welchen Methoden (wie z.B. Interviews, Customer Journeys, Prototyping etc.) diese zentralen Grundpfeiler – Problemverständnis, Lösungsfindung und Validierung – erarbeitet werden, spielt dabei für Design Thinking eine untergeordnete Rolle. Das Team kann sie nach Problemkontext, methodischer Erfahrung und anderen Rahmenbedingungen auswählen und sich den Prozess so zu eigen machen. Design Thinking gibt nur den Rahmen vor.
Wir hoffen, dass Design Thinking zukünftig wieder mehr mit genauem Hinschauen, Zuhören und Hinterfragen assoziiert wird als mit leicht verdaulichen Post-it-Sessions. Ideenvielfalt kann nur dann einen echten Wert entwickeln, wenn ich eine gut begründete Entscheidung treffen kann, welche Idee ich als bestmögliche Lösung weiterverfolgen will. Und am Ende kann ein Bemühen um echtes Verstehen uns nur bereichern – über reines Produktdesign hinaus.
Und was sind unsere Methoden?
Unter den Hashtags #usercentereddesign und #unicuxwerkzeugkasten veröffentlichen wir verschiedene Artikel zu unseren Design-Methoden. Im Zentrum stehen dabei immer unsere User – die optimale User Experience ist das Ziel.
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